2011年12月7日

About Songs of Love and Hate

Grandioses Cover: Fett steht der Titel, der Künstlername. Dieser zeigt sich in einem rausgeschnittenen Foto im unteren rechten Rand - grinsend, ja, gelöst und glücklich. So werden Heerscharen an unwissenden Hörern in die Irre geführt. Holla! sag ich da und meine es. Holla! auch zur Platte. Bevor wir nun an dieser Stelle loslegen, um die Lieder über Liebe und Haß zu skelettieren, gebe ich eine dringende Verkehrswarnung aus: Diese berüchtigte dritte Cohen-Platte höre man nie (nie!!!) allein, noch um drei Uhr morgens. Nie. Oder? Vielleicht gerade unter diesen Umständen, denn  in jenen Momenten trifft sie ins Herz. Doch!? Wie geht man mit dieser Scheibe überhaupt um? Wie begegnet man ihr? Es beginnt so gravierend. Die bekannte Cohen'sche Gitarrenarchitektur, am Horizont ziehen sich die Streicher wie drohendes Gewitter zusammen und erscheint wie mit einer Lawine des Ungemachs, des Schreckens! "avalanche" heißt das Wehklagen des Marterers. Furcht, die sich mit einer verrucht schmeckenden Anziehungskraft durchmischt. Dionysisch oder panisch? Dem Hörer werden eine Unzahl weiterer Gefühlsregungen abgerungen, bevor sich der Reigen endlich schließen wird. Mich ergreift die taumelnde Beobachtung eines fatalistisch-erotischen Liebesreigens
(Verführung mit einer Klarinette...) ohne guten Ausgang in "let's sing another song, boys" - this one's grown old and bitter... Mit diesem Song allein werden die ersten Nick-Cave-Alben unnötig. Original Seeds! Ein grandioser Tanz auf heißen Kohlen. Wie auch der "minimalistische Kerzenschein" in "famous blue raincoat" - Leonard, brazelndes Kaminfeuer, der Schreibtisch, ein Brief ist zu schreiben, vier Uhr morgens. Du stellst Dich auf Romantik ein - Leo spitzt die Feder und taucht sie in Strychnin. Hinterhältig, halb über Murmeln, entstehen gesprochene Zeilen, die das Gift transportieren. Der Adressat - der Verführer der eigenen Frau. bleibt fest am Ball. No fuzz. Der Triumph dieser Platte ist das Gleichmaß an Gewalt und Zerstörungslust in Musik und Lyrik. In beiden Kategorien besticht Cohen bis in den letzten Winkel. Seine Fahrten gehen weite Wege ("last year's man" - die hl. Johanna, Babylon vs. Bethlehem vs. LC, Jesus vs. Kain vs. den gestrandete Poet), bleiben jedoch immer ganz nahe bei sich selbst (in "dress rehearsal rag" bezeichnenderweise der Spiegel, der ein drohendes Abbild entgegenwirft). Der gerade angesprochene Song, "dress rehearsal rag" ist ebenso ein gutes Zeichen für die Geschichte, die Cohen über seine ersten drei Platten entwarf. Debüt - Sinnfragen, Sex. Songs from a room - Krieg, Totschlag, Nancy's Suizid, Sex. Auf der hier besprochenen Platte verschwindet der Sex nahezu ins Nichts, doch die Frage nach dem eigenen Sinn führt die Hand an die stählerne Rasierklinge, die des Spiegelbilds geschwollene Venen aufschlitzen will. "that's not the electric light, my friend, that's your vision growing dim". Der Hörer fröstelt, Leonard flicht ein sarkastisches Halblachen ein und fragt: "wasn't it a long way down?" Der Song endet mit fürchtendem Kinderchor und mächtigem Hall hinter Cohens Stimme. "Diamonds in the mine" trüge einen Cowboyhut, wenn sich der Protagonist am Mikro nicht mit einer zerrenden Verve durch den Song prügeln würde. Da kann nicht einmal der Backgroundchor vermitteln, der Mann meint es todernst. Untermalt von schwelgenden Streichern zeichnet Cohen ein leichtes Leuchten der Hoffnung in "love calls you by your name", doch der Weg ist weit aus der Einsamkeit hinaus. Spätestens hier muß der Hörer erkennen, daß hier einer keine Show machte, sondern seine Geschichte preisgab, doch dies voller Klarsicht. Ein poetischer Triumph - und für den Menschen vor den Lautsprechern? Schultert die Lust an der Mühsal und lernt mit Schmerzen. Take it or leave it!

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